Was ist Amateurfunk eigentlich?

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70 000 Funkamateure gibt es in Deutschland und drei Millionen weltweit, aus allen Berufen und in jedem Alter. Gemeinsam ist ihnen die Faszination der unsichtbaren Verbindungen, egal ob über 5 oder 20 000 Kilometer hinweg. Funkwellen können mehr, als nur vom Handy zum nächsten Umsetzer strahlen. Deshalb ist Amateurfunk auch ein Hobby mit so vielen Facetten, dass kaum einer schon alles ausprobiert hat, was drahtlos möglich ist.

Die Auswahl ist groß: Funkamateure haben neun verschiedene Frequenzbereiche ("Bänder") auf Kurzwelle für weltweite Verbindungen. Das funktioniert, weil Funkwellen in rund 100 bis 200 Kilometer Hohe je nach Frequenz, Tageszeit und Sonnenfleckenaktivität von der Ionosphäre reflektiert und zur Erde zurückgebogen werden können - und wieder nach oben und... Für kürzere Entfernungen und besonders trickreiche technische Verfahren haben sie sieben weitere Bänder von UKW bis zu der Schwelle, an der aus Funkwellen Licht wird.
 
Zu den faszinierendsten Möglichkeiten des Amateurfunks gehört das "Sprechen mit den Fingerspitzen" in Morsetelegrafie - immer noch die einfachste und gleichzeitig zuverlässigste Kommunikationsform auch bei schwierigen Bedingungen, weil das Signal wenig Energie und wenig "Platz" braucht - und das menschliche Ohr und Gehirn selbst bei fehlenden Zeichen nicht gleich aus dem Takt kommen.

Mit Maus und Tastatur
Noch mehr Möglichkeiten bringen Maus, PC & Co in den Amateurfunk. Fernschreib-Texte - früher eine Sache klappernder Riesenkisten - huschen jetzt lautlos auf einen Monitor. Die Software dafür haben Funkamateure geschrieben und oft kostenlos ins Internet gestellt. Haben PC und Funkgerät erst einmal zusammengefunden, können sie noch viel mehr: unhörbare Signale aus dem Rauschen fischen und Stück für Stück zusammenpuzzeln oder selbstständig Übertragungsfehler korrigieren.
 
Per Satellit
Wem die Erde nicht reicht, der funkt ins All. 16 Amateurfunksatelliten umkreisen die Erde und erlauben als Umsetzer weltweite Verbindungen. Wer noch weiter hinaus will, nutzt den Mond als Reflektor und schickt so seine Signale auf die andere Seite der Erde zurück. Ganz Gewiefte nutzen Meteoritenschauer, Regenwolken oder selbst fliegende Flugzeuge als Reflektionspunkte, um noch weiter zu funken.
 
Mit flinken Füßen
Zur Abwechslung können Funkamateure auch sehr erdverbunden durchs Gelände flitzen: "Fuchsjagd" heißt das Hobby im Hobby. Dabei versuchen sie, mit einem Peilgerät Sender zu finden, die zuvor im Wald oder Gestrüpp versteckt wurden. Und da man der Erste oder zumindest nicht der Letzte sein möchte, fängt man plötzlich an zu laufen (es soll ja gesund sein...).

And the winner is...
Das sind noch nicht die einzigen Wettbewerbe. National und international gibt es regelmäßig "Conteste", bei denen man in einer bestimmten Zeit möglichst viele oder möglichst weite Verbindungen herstellen muss – eine besondere Spezialität der Funkamateure im Kreis Sömmerda. Wenn es richtig schnell geht, machen die besten Contester drei Verbindungen pro Minute. "Sprints" gehen über ein bis zwei Stunden, "Marathons" über bis zu 48 Stunden. Bei anderen Wettbewerben geht es darum, möglichst viele Kilometer zu überbrücken.
 
Was braucht man dafür?
Erst mal Begeisterung und etwas technisches Interesse. Um dann die Sendelizenz zu bekommen, ist eine Prüfung zu Technik und Regeln nötig. Danach bekommt der frischgebackene Funkamateur von unserem zuständigen Amt, der "Bundesnetzagentur" sein ganz persönliches Rufzeichen, etwa DG1AFU. Die Kombinationen verraten, aus welchem Land ein Funker kommt und beim Nachschlagen auch seinen Namen: DM4TI ist Udo aus Wundersleben, K1ZZ ist David aus den USA und 9J2BO ist Brian in Lusaka (Sambia).
 
Früher haben sich Funker ihre Geräte selber gebaut - und dürfen das heute auch noch. Inzwischen kaufen wir sie uns aber meistens neu oder gebraucht. Das Wichtigste aber sind für Funker ihre Antennen. Niemand weiß genau, wieviele Mitglieder diese Großfamilie aus Draht und Aluminium hat mit Namen wie Yagi, Fauler Heinrich, Rhombus oder Spinnenquad. In ihr findet sich für jedes Dach und jeden Garten ein passendes Exemplar - beim meist einfachen Selbstbau für nicht viel mehr als den Preis der entsprechenden Rolle Kupferlitze.

Aber natürlich geht es auch immer noch ein bisschen größer und noch ein bisschen. Je nach Möglichkeiten darf es deshalb natürlich auch "Think big" heißen, denn je besser die Antenne, desto mehr ist funkerisch möglich. Deshalb hier noch (nicht nur für Liebhaber) ein paar Bilder von ganz großen Antennen. Die Schönheit liegt natürlich im Auge des Betrachters, für den gelten mag "A child that only a mother can love". Als Obergrenze gilt die Funkerweisheit "Wenn die Antenne den letzten Sturm überstanden hat, war sie zu klein" ;-)
 
Das rechte Bild zeigt einen Ausschnitt des Antennenwaldes der Conteststation DR1A in Goch nach dem Motto "Keep your city beautiful - grow aluminium". Tnx Foto an DJ6ET von www.df0cg.de
 
 
 

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